Nachweisbar ist die jüdische Gemeinde in Issum seit dem Jahr 1764, ihre Blüte erlebte sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sie auf über 50 Personen angewachsen war und im Jahr 1855 das Gebäude kaufte. Danach aber ging die Zahl der jüdischen Mitbürger kontinuierlich zurück.
„Das war auch eine Folge der Industrialisierung in den nahegelegenen Großstädten, die Arbeitsmöglichkeiten boten, die es hier auf dem Lande gerade für Juden oft nicht gab“ erläuterte van Leuck die Hintergründe des Rückgangs.
Ab 1933 ereilte dann auch den verbliebenen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Issum das Schicksal der Juden im ganzen Land. Ein Teil wanderte rechtzeitig aus, dreizehn wurden Opfer der Vernichtungsmaschine oder nahmen sich vor der drohenden Deportation selbst das Leben.
Die Synagoge selbst blieb erhalten. Zum einen, weil sie schon 1935 an einen Uhrmacher verkauft wurde, der im Vorderhaus wohnte und das Gebäude als Lagerraum nutzte. Zum anderen wohl auch durch ihre versteckte Lage im Hinterhof.
Mit der Führung erhielten die Sozialdemokraten aus der Blumenstadt einen Einblick in die jüdische Religion und in das von ihr geprägte Alltagsleben jüdischer Menschen. „Frömmigkeit und Reinlichkeit“ stehen im Mittelpunkt der zahlreichen Gebote und Vorschriften.
Dass der Schwerpunkt der Führung auf dem Einblick in jüdische Lebensweisen und ihre Religion lag, machte den zweistündigen Besuch für die Gäste besonders wertvoll. „Es geht hier weit über ein Gedenken hinaus. Hier geht es um gegenseitiges Verstehen und Achtung der Menschen untereinander“ stellte Otto Weber in seinen abschließenden Dankesworten für die SPD-Delegation heraus.
Die große Zahl der Gemeinsamkeiten der Religionen, die ihren Ursprung im Judentum haben, mache die Vielzahl von Vorurteilen bis hin zur Feindschaft umso unverständlicher. Weber: „Es hat sich gezeigt, dass wir eigentlich sehr wenig wissen. Hier in Issum kann man daran arbeiten“.