Gedenken in Straelen: SPD gedachte der Opfer von Nationalsozialismus und Gewaltherrschaft.

„Unser Anliegen ist, die Erinnerung wach zu halten. Diese Erinnerung an Greuel, die Menschen angetan wurden, muss unsere Wachsamkeit immer wieder schärfen“ formulierte Straelens SPD-Vorsitzender Joachim Meyer die Zielrichtung der Gedenkveranstaltung in der Straelener Innenstadt.

„Nie wieder Krieg und nie wieder Unrechtsstaat“ seien mit Blick auf Gegenwart und Zukunft  bleibende Aufgaben, nicht nur für die demokratischen Parteien.

Zum Auftakt des Rundgangs zu den Häusern der früheren jüdischen Mitbürger in der Straelener Innenstadt begrüßte Meyer mehr als 30 Teilnehmer, darunter auch Bürgermeister Kuse, und trug eine ergreifende Zusammenfassung der Ereignisse ab 1933 vor.

Es begann für die jüdischen Mitbewohner mit Erniedrigung, dem Verlust ihrer Rechte und ihres Eigentums. Es folgten Flucht, Deportation, Misshandlung und Tod.

Vor den Häusern, an denen die Stolpersteine verlegt sind, verlasen Vorsitzender Meyer und SPD-Landtagskandidat Lars Aengenvoort, Vorsitzender der SPD Geldern, die Schicksale der Familien. „Die Stolpersteine halten die vom Unrecht betroffenen Menschen in unserem Gedächtnis. Sie behalten so dauerhaft Namen und Gesicht“ sagte Aengenvoort. Er wünschte sich, dass auch die junge Generation sich dieser Aufgabe annimmt.

Aus den im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen berichtete Kalli Geerkens, Mitglied des Freundeskreises des Straelener Stadtarchivs, und gab so einen Einblick in konkrete Geschehnisse in Straelen. Er wusste zu berichten, dass bis auf eine Familie, die ein Textilgeschäft betrieb, alle Familien vom Viehhandel lebten. Von der Plünderung des Textilgeschäftes, als das Inventar auf die Venloer Straße geworfen wurde, habe es ein Foto gegeben, auf dem auch Personen zu erkennen waren. Dieses Foto sei leider „verschollen“.

Otto Weber berichtete von seinen Recherchen zu Parteien und Stadtrat. Nach der letzten „quasi“-demokratischen Stadtratswahl im März 1933 ging es im Straelener Rathaus wie auch in den anderen Rathäusern ganz schnell. Schon in der ersten Sitzung wurden Beschlüsse gefasst, die den städtischen Mitarbeitern bei Strafe verboten, in jüdischen Geschäften einzukaufen. Und alle Verträge mit jüdischen Lieferanten waren sofort zu beenden. Alles im „Protokollbuch“ des Rates in sauberer Handschrift festgehalten.

Eine Teilnehmerin wies auf eine weitere „Sofortmaßnahme“ hin: Der Marktplatz und verschiedene Straßen wurden nach NS-Führern umbenannt. Mit den Straßenschildern waren sie so jeden Tag in der Stadt präsent. Das Beispiel machte deutlich, dass es noch eine Reihe von Aktionen gab, die zum Gedenken Anlass geben und der Warnung dienen müssen.