Auch in diesem Jahr besuchte die Straelener SPD mit Teilnehmern aus der Bürgerschaft die vor den früheren Wohnhäusern der Mitbürger jüdischen Glaubens verlegten „Stolpersteine“. Neben den Informationen zu den Schicksalen der jüdischen Familien steuerte Kalli Geerkens von den Freunden des Straelener Stadtarchivs eine Reihe von Fotos und detaillierte Informationen bei.
Meyer: „Es begann für die jüdischen Mitbewohner mit Erniedrigung, dem Verlust ihrer Rechte und ihres Eigentums. Es folgten Flucht, Deportation, Misshandlung und Tod. Dass sie in unserem Gedächtnis bleiben, dafür sorgen die Stolpersteine. Wer die Inschriften liest, der verbeugt sich zugleich vor den Menschen“.
Die Informationen von Kalli Geerkens gaben einen Einblick in konkrete Geschehnisse, so die Plünderung des Textilgeschäftes auf der Venloer Straße, von der es auch ein Foto gab, auf dem Personen zu erkennen waren. Das Foto gilt aber als verschollen.
Der Terror nicht nur gegen die Menschen jüdischen Glaubens, sondern gegen alle „missliebigen“ Personen, begann schon im Jahr 1933, als die Nationalsozialisten auch im Straelener Rathaus die Macht übernahmen. Der Widerspruch der Mehrheit des katholischen Zentrums wurde mit der Androhung von Strafverfahren wegen der „Vergeudung von Volksvermögen“ in den vergangenen Jahren im Keim erstickt.
Als „Ortsgruppenführer“ der NSDAP wurden in Straelen und anderswo auswärtige NS-Parteigänger eingesetzt. Der Gedanke dahinter war, dass diese Personen keine Rücksicht auf familiäre Bande oder Freundschaften nehmen mussten. Als die Amerikaner 1945 immer näher rückten, war auch der Straelener NS-Führer schnell aus der Stadt verschwunden.
Dass es nach dem Krieg dennoch in Deutschland eine Kontinuität gegeben hat, das bekamen viele der Verfolgten des Nazi-Regimes zu spüren. Bei ihren Verfahren nach dem Gesetz zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts saßen sie im Zweifel den gleichen Beamten und Richtern gegenüber, die ihnen das Unrecht angetan hatten. Entsprechend fielen Entscheidungen und Urteile aus.
Am Schluss des Rundgangs rief Joachim Meyer dazu auf, sich der Ausgrenzung von Menschen und allen Hassparolen zu widersetzen: „Wir tragen nicht die Verantwortung für das, was in diesen dunklen Jahren geschah. Aber wir sind dafür verantwortlich, dass es nicht wieder passiert!“