Am 23. Mai 2023 hat der Rat der Stadt Straelen beschlossen, den Straßenverlauf auf der Kloster- und Kuhstraße für den motorisierten Verkehr weiterhin offen zu lassen.
Auf seiner Klausurtagung Ende 2021 hatte die Stadtratsfraktion der SPD sich in Jülich ein Bild von einer Stadt gemacht, die im Laufe der Zeit von einer „autogerechten“ zu einer „fußgängergerechten“ Stadt geworden ist und wollte sich der unübersichtlichen Situation in Straelen annehmen.
Daher wurde eine Anfrage an die Verwaltung der Stadt gestellt, zum Thema Verkehrsberuhigung etwas auszuarbeiten.
Grund für den Vorstoß sah die SPD in zahlreichen Punkten begründet: neben der extremen Lärmbelästigung durch den motorisierten Verkehr, einem viel zu schmalem Gehweg, einem durchgehend sehr engen Straßenverlauf und den kurzzeitigen Wildparkern sind vor allem die Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer und die Ausgänge mancher Geschäften direkt auf die Straße Gefahrenpunkte.
Wir erinnern uns:
Nach Beendigung der Stadtkernsanierung im Jahr 1992, stellte der damalige Stadtdirektor fest, dass das „Verkehrsproblem Kuhstraße“ nicht gelöst wurde. Wie eine Lösung hätte damals ausgesehen, sei dahingestellt. Bemerkenswert ist hier, dass mittlerweile 30 Jahre vergangen sind, ohne dass sich jemand dieses Problems angenommen hätte.
2016 konnte der interessierte Bürger im «Handlungskonzept Innenstadt Straelen 2022» folgende Empfehlungen nachlesen: Bei der Verkehrsplanung sei vorrangig der ÖPNV und das Fahrrad zu berücksichtigen, es sollten verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche entstehen, um die motorisierte Verkehrsbelastung zu verringern und den Radverkehr zu stärken.
2023 präsentierten Rat und Verwaltung ein neues Stadtleitbild für Straelen. Nicht nur die SPD ist erstaunt, ob der sich zeigenden Widersprüche. Straelen hat es sich für die nächsten Jahre zum Ziel gemacht, «attraktive öffentliche Aufenthaltsräume zu schaffen, den «innerstädtischen motorisierten Individualverkehr» zu reduzieren, und «Fahrrad- und Fußgängerverkehr» konsequent zu fördern. Welch ein Widerspruch getreu dem Motto: das Papier sei es nicht wert, auf dem etwas geschrieben stehe. Wohl gemerkt wurde dieses Stadtleitbild im letzten Rat beschlossen – nicht zuletzt durch die absolute CDU-Mehrheit!
Im April 2022 stellte nun die SPD eine Anfrage zur Verkehrsberuhigung an den Stadtrat.
Das Konzept war eindeutig, klar umrissen und hatte vorrangig den fußläufigen Verkehr berücksichtigt. Alle öffentlichen Parkplätze blieben uneingeschränkt erhalten, Lieferverkehr bis 11 Uhr war weiterhin möglich.
Doch welch ein Aufschrei unter den meisten Einzelhändlern: Von «es kommen keine Kunden mehr», «dann mache ich dicht», bis zu «dann verlassen wir Straelen». Schnell formierte sich eine Lobby und die Mehrheit im Stadtrat konnte auf deren Seite gezogen werden. Aus einer bürgerfreundlichen Fußgängerzone wurde nun ein halbgares Gewusel aus Schildern, Markierungen und sich widersprechenden Verkehrsschildern. Die Anwohner wurden leider – wie die übrigen Bewohner unserer Blumenstadt – gar nicht gefragt.
Erstaunlich, dass sich auch die Einzelhändler vehement gegen eine Fußgängerzone ausgesprochen haben, die den Kundenparkplatz direkt an der Hintertür haben.
Die Entscheidung durch die Mehrheit im Stadtrat kann nur als Schildbürgerstreich gedeutet werden; mit dem Unterschied, dass wir nicht in Schilda wohnen, sondern im eigentlich schönen Straelen, aber Namen und Vorsätze sind auch hier Schall und Rauch und beliebig austauschbar. Schade!
Heute muss die SPD daher deutlich machen, dass sie das jetzt geplante Konzept einer angeblichen «Verkehrsberuhigung» vehement ablehnt.
Trotz gegenteiliger Empfehlung der Kreisbehörde Kleve und gegen die Stimmen von SPD und FDP sind hier Anwohner, Radfahrer und Fußgänger wieder die Benachteiligten.